Warum die Kommunikation zwischen Messenger-Diensten bisher nicht möglich ist

Wer heute per Instant-Nachricht mit Kollegen und Kunden kommunizieren möchte, muss zunächst in Erfahrung bringen, über welchen Anbieter der Empfänger erreichbar ist. Weil in den vergangenen Jahren viele verschiedene Anbieter auf den Markt gekommen sind, gibt es nicht mehr die „eine App“, mit der man alle Personen erreichen kann. Somit muss der Nutzer von jedem Anbieter eine eigene App installieren. Je mehr Anbieter-Apps also installiert sind, desto größer ist die Kommunikationsreichweite. Dieser Zustand ist ein klarer Nachteil im Vergleich zur (funktionsreduzierten) SMS, bei der alle Gesprächspartner (unverschlüsselt) erreicht werden können.

Die Ursachen des Problems liegen hauptsächlich an folgenden Punkten:

  1. Netzwerkeffekt
  2. Verschiedene Geschäftsmodelle
  3. Verschiedene technische Standards

Problem 1: Netzwerkeffekt

Der Netzwerkeffekt beschreibt im wesentlichen die Entwicklung einer Branche, die zum Monopol neigt. Demzufolge steigt der Nutzen des Produktes mit steigender Nutzerzahl. Sobald eine kritische Nutzerzahl erreicht ist, wird es für kleinere Anbieter immer schwieriger das eigene Netzwerk und somit die Nutzerbasis zu vergrößern. Dieser Effekt konnte bereits bei sozialen Netzwerken (studiVZ vs. Facebook) beobachtet werden. Bei Instant-Messengern scheint ein ähnlicher Effekt vorzuliegen, so dass große Messenger-Dienste wie Facebook und WhatsApp sicher nicht an einer Messenger-übergreifenden Kommunikation interessiert sein dürften, um den Netzwerkeffekt für sich weiter auszunutzen.

Problem 2: Verschiedene Geschäftsmodelle

Die Geschäftsmodelle der Messenger-Dienste unterscheiden sich enorm. Während Threema mit dem Download der App Geld verdient (3,49 EUR im Apple App Store und 2,99 EUR in Google Play Store), stellt Telegram die App kostenlos zur Verfügung (Finanzierung durch Spenden). WhatsApp versucht nun mit WhatApp Business Geld zu verdienen, indem Nutzer ein Geschäftsprofil erstellen können. Es ist gut möglich, dass in Zukunft bestimmte In-App-Käufe in WhatsApp eingeführt werden. Eine offene Kommunikation zwischen Instant-Messengern würde das eigene Geschäftsmodell nicht gerade fördern und somit negative Auswirkungen auf die Nutzerbasis und den Umsatz haben.

Problem 3: Verschiedene technische Standards

Messenger-Dienste setzen zum Teil auf sehr unterschiedliche Verschlüsselungsprotokolle, was einen Datenaustausch grundsätzlich erschwert. So setzt beispielsweise der Telegram Messenger das eigenentwicklete Protokoll MTProto ein, der Signal-Messenger das Signal-Protokoll als eine Weiterentwicklung von OTR und Threema die NaCl-Bibliothek. Zudem ist die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (E2E) eine zusätzliche technische Herausforderung, da die Inhalte nur für Absender und Empfänger, jedoch nicht für den Anbieter selbst im Klartext verfügbar sind.

Fazit: Es bleibt deshalb abzuwarten, ob sich (per Gesetz) die Monopole der Messenger-Dienste brechen lassen, ohne dabei vorhandene Sicherheitsstandards und Datenschutzvorgaben zu senken.

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